Verstärker

Der Verstärker in Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung der staatlichen Museen zu Berlin war ein raumfüllendes didaktisches Werkzeug, das beginnend mit der Eröffnung des Bildungszentrums im September 2019 bis Ende 2023 erprobt wurde.
Die Idee des Verstärkers entstand einhergehend mit der programmatischen Setzung, dass sammlungsübergreifende Fragestellungen sowie inter- und transdisziplinäre Methoden die Arbeitsweise des neuen Bildungszentrums leiten sollten. Die Besucher*innen sollten in die Lage versetzt werden, Verbindungslinien zwischen Objekten der Kunst, Archäologie und Ethnologie von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart nachzuspüren und deren historische und gesellschaftliche Wirkungsweise nachzuvollziehen.

Um diese Arbeitsweise zu veranschaulichen, wurde eine große, von außen einsehbare Aktionsfläche im Erdgeschoss als Verstärker ausgewiesen. Wie eine Art Motor sollte der Verstärker im halbjährlichen Turnus wechselnde Themen aufgreifen und als Impulsgeber für alle Veranstaltungen des Bildungszentrums dienen. Zudem sollte er eine Brücke zwischen den Aktivitäten im Haus Bastian und den Sammlungen auf der Museumsinsel bauen.

Drei Jahre lang wurden verschiedene Konzeptionen, Gestaltungen und Arbeitsweisen erprobt. Das Setting bestand aus einer Raum-, einer Objekt-, einer Aktions- und einer Textebene. Zur Raumebene zählten u.a. das modulare Displaymöbel Wunderbox, die vom Straßenniveau einsehbare Fensterfront, die Tribüne, das Wandregal und die Arbeitstische im Erdgeschoss vom Haus Bastian. Die Objektebene umfasste z.B. Referenzobjekte, Kunstwerke, didaktische Materialien oder Hands-on-Objekte. Die Textebene enthielt Titel, Fragestellungen, Denkanstöße, Handlungsaufforderungen, Zitate, Labels u.ä. Zudem lieferte ein Zettelkasten ein Verweissystem zu den Bezugspunkten in den Sammlungen. Die Aktionsflächen formierten sich im Zusammenspiel der zuvor benannten Ebenen und der Nutzer*innen.

Der Verstärker bot mannigfache Möglichkeiten, sich den jeweiligen Themen anzunähern. Die gebotenen Zugänge variierten und waren immer multisensorisch und mehrperspektivisch konzipiert. Im Vordergrund stand weniger die kognitive Wissensvermittlung, sondern ein konstruktivistischer Lern- und Lehransatz, der auf Eigenaktivität, Selbststeuerung und Kooperation zielte.

Der Verstärker bot nicht nur thematische Anknüpfungspunkte für diverse Veranstaltungen, wie z.B. Projekttage für Schüler*innen, Workshops für Familien und die Veranstaltungsreihe „Abends im Verstärker“. Vielmehr wurde er zum maßgeblichen methodischen Werkzeug, das zur Vor- und Nachbereitung von Museumsbesuchen, als Inspirationsquelle und Referenzraum genutzt wurde.

Bereiche
Public
Akteur*innen
ErwachseneFamilienJugendlicheKinderLehrer*innenSchüler*innenStudierende
Themen
Kulturelle BildungKünstlerische BildungPartizipationTeilhabe
Module
VerstärkerVerstärkerVerstärkerVerstärkerVerstärkerVerstärkerVerstärkerVerstärker
Verstärker

Eins zu eins? Von Bildern und Abbildern

9/2019 – 3/2020
Das Thema des ersten Verstärkers leitete sich aus der ersten Sonderausstellung „Nah am Leben. 200 Jahre Gipsformerei“ ab, die in unmittelbarer Nachbarschaft in der im Sommer 2019 eröffneten James-Simon-Galerie gezeigt wurde. In Zusammenarbeit mit der Künstlerin Pauline M’barek wurde ein Setting geschaffen, das u.a. Artefakte aus der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin, kommerzielle Repliken berühmter Kunstwerke, Alltags- und Fetischobjekte zusammenführte. Zitate, Fragestellungen und Handlungsanweisungen forderten die Besucher*innen auf, sich mit den dargebotenen Inhalten auseinanderzusetzen.

Verstärker

Was bist du, Alter? Alter messen, zeichnen, erforschen

3/2020 – 3/2021
Eine zeitgemäße Fassung des „Jungbrunnen“ von Lucas Cranach auf der Fensterfront des Bildungszentrums leitete das Thema mit großer Außenwirkung ein. Die Wunderbox versammelte u.a. archäologische Fundstücke und Scherben frühgeschichtlicher Gefäße, Büsten von alten und jungen Menschen, Vanitasmotive, wachsende Pflanzen und Kristalle. Unter der animierenden Fragestellung „Was ist das beste Alter für ein Porträt?“ konnten sich die Besucher*innen in eine Reihe mit Werken aus der Kunstgeschichte setzen.

Verstärker

Wie sieht Glück aus? Über Zufall, Schicksal und Zufriedenheit

3/2021 – 10/2021
Nach dem langen pandemiebedingten Lockdown im Winter/Frühjahr 2020/2021 stand das Thema Glück im Mittelpunkt. Der Verstärker wurde in Zusammenarbeit mit Inés Aubert und Markus Blösl, StiftungFREIZEIT, entwickelt. Die Tribüne im Haus Bastian war mit unzähligen Glücksbringern und Glückssymbolen besetzt, deren Ursprünge von der Antike bis zur Gegenwart reichten. Ein Glücksrad und ein Glücksbrunnen waren sowohl im Innenraum als auch vom Gehweg aus durch geöffnete Fenster bedienbar.

Verstärker

Gut geformt! Über Gefäße

10/2021 – 5/2022
Im zweiten Corona-Winter ging es um die uralte Kulturtechnik der Herstellung von Gefäßen sowie deren vielfältige Verwendungsmöglichkeiten und Bedeutungsebenen. Die Künstlerin Kerstin Stoll steuerte zeitgemäße Interpretationen antiker Kanopen, Amphoren und anthropomorpher Gefäße bei. Stilisierte Silhouetten von Gefäßen überzogen Fenster und Wände. Ein hoher Berg Ton lud dazu ein, in Workshops zu vielgestaltigen Gefäßen verarbeitet zu werden.

Verstärker

Pflanzen im Museum – Von Akanthus bis Zypresse

5/2022 – 12/2022
Wunderbox und Aktionsfläche waren mit realen Pflanzen bestückt, deren Auswahl von Objekten und Kunstwerken im Museum bestimmt war. Apfelbäume, Efeu, Farne, Rosen und andere Gewächse wurden mit Pflanzenschildern bestückt, die Auskunft zur kunst- und kulturhistorischen Bedeutung gaben. Stilisierte Pflanzendarstellungen rankten über Fensterflächen und Wände.

Verstärker

Mit Bildern erzählen – Vom Kunstwerk zum Comic

12/2022 – 6/2023
Der Illustrator Leo Leowald gestaltete den sechsten Verstärker. Unter dem Titel „Mit Bildern erzählen“ wurden Fensterfront und Aktionsflächen mit comichaften Figuren, Bildgründen und Attributen bestückt, die aus kunst- und kulturgeschichtlichen Objekten abgeleitet waren. Die Nutzer*innen des Verstärkers waren angehalten, neue Bildgeschichten zu kreieren.

Verstärker

Let’s dance! Kunst und Bewegung

6/2023 – 12/2023
Die Videoarbeit des Künstlers Marco Baass und des Tänzer Ruben Reniers stand im Zentrum des Settings zum Thema Kunst und Bewegung. Die Auftragsarbeit bezog sich auf Werke der Sammlungen, die in eine Choreografie übersetzt wurden. Vergrößerte Grafiken des Künstlers Ernst Ludwig Kirchner, ein kinetisches Objekt und Tanzanleitungen auf dem Boden komplettierten den Aufbau.

Verstärker

Abbilder von dir und mir: Porträts

12/2023 – 5/2024
Der Künstler Markus Willeke stellte ein begeh- und nutzbares Camera-Obscura-Zelt in den Mittelpunkt des Verstärkers zum Thema Porträt. Die Wände des Bildungszentrums waren mit den Abbildern von Schüler*innen bestückt, die die Künstler*innen Olivia Seiling, Lorcan O‘Byrne und Markus Willeke sowie die Fotografin Juliane Eirich in verschiedenen Techniken erstellt hatten.

Laufzeit:
9/2019 – 5/2024

Gesamtkonzeption:
Heike Kropff, Patrick Presch

Technische Assistenz:
Ronja Wiesenthal (11/2020 – 12/2023)

Unter Beteiligung der aufgezeigten Künstler*innen, Illustrator*innen und Gestalter*innen.

Förderer
Der Verstärker wurde im Rahmen des Projektes „Weg und hin! Museen erweitern ihre Wirkungsbereiche“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.